20 Dark Seven

Um es vorweg zu sagen: Ich bin parteiisch! Ich bin kein Journalist, kein neutraler Musikkritiker (sofern es solche überhaupt gibt). Ich bin ein Fan. Und deshalb ist auch alles, was Ihr hier lesen könnt, meine subjektive Meinung durch die vollverspiegelte Fanbrille.

Aber … um auch das klar zu stellen: Ich habe es (noch) nicht an den Ohren!! Wenn etwas Scheisse gewesen wäre, würde ich das auch schreiben (oder wahrscheinlich einfach gar nicht erst einen Post verfassen).

Soviel zur Vorrede. Gestern hatte ich das Vergnügen, die Jungs von 20 Dark Seven live auf der Bühne zu erleben. Dortmund, FZW, kleiner Konzertsaal. Geschätzt 100 Besucher – vielleicht ein paar mehr. Hinterher kam noch eine andere Band. Aber den Namen habe ich vergessen. 🙂

Warum war ich überhaupt da? Ich kenne 20 Dark Seven seit etwa einem Jahr. Da haben wir gemeinsam (nacheinander) in der HAKO Arena in Wuppertal die Bühne befleckt. Vor einer recht leeren Halle, leider. Ich hatte damals noch den Gitarristenjob bei UNIVERSE. 20 Dark Seven waren Opener. Ein undankbarer Job. Und leider auch ein gruseliger Sound. Weil die Nachwuchstontechniker des Veranstalters es einfach nicht in den Griff bekommen haben. Trotzdem hatte mich da irgendwas bei den Jungs beeindruckt. Ich denke, es war Peter Wagner, die Drecksau an der Gitarre, der eine Gibson Les Paul Custom Bullseye auf eine Art und Weise würgte wie Zakk Wylde sie auch traktieren würde. Ich erinnere mich auch noch an die Zugabe: Crazy Train von Ozzy! Absolut meine Wellenlänge, keine Frage.

Wie das digitale Leben dann so spielt. Facebook-Freundschaften. Man kriegt das eine oder andere so mit. Liest interessante Interviews mit Marcus Jürgens (dem Sänger). Und bekommt auch mit, dass Marcel Selly Bernhard als zweiter Gitarrero bei den Jungs mit eingestiegen ist. Noch so ein Zakk Wylde Enthusiast. Na, wenn das nichts wird …

Und dann: MOMENTUM!!! Die zweite Scheibe von 20 Dark Seven nach ihrem Debut Roar in 2014. Schon vorab konnte man in den Song Shadows Of The Sun reinhören. Das hat mich weggeblasen! Ehrlich! Also gewartet bis Anfang März und Scheibe gekauft. Ein Krachersong jagt den nächsten! Läuft seit Tagen bei mir rauf und runter.

Und wie es der Zufall so will, sind die Jungs gerade auf einer Mini-Tour durch Deutschland. Als Supporting Act für … wie heißen die nochmal? Egal.

Gestern dann also Dortmund! Die Stadt mit dem schönsten Stadion der Welt. Mal sehen, ob der VfB in der nächsten Saison dort auch wieder antritt? Ich gönne es Dir, Marcus!

Aber ich schweife ab. Wie schon gesagt, der kleine Saal des FZW ist einigermaßen gefüllt. Um kurz vor acht erklimmen die Jungs die Bühne. Vollgas Rock’n Roll!!! Es geht los mit Coming Home (Momentum) und – um es mal im Slang des Heimatlandes der Band auszudrücken – es isch au glei klar wo der Bartl de Moscht holt! Zeit zum Luftholen: Keine! Es folgt Come Undone (Roar). Dann zwei weitere Nummern von der Momentum: Falling Away und The Devil’s Doom Delight.

Was geil ist: Beide Gitarreros harmonieren super. Jeder hat seinen Platz für eigene Soli oder sorgt für das Brett, damit der andere Gas geben kann. Das Fundament dazu liefern Christoph Renner mit einem tierisch groovenden Bass und Markus Herzog mit ordentlich Druck an den Drums.

Und dazwischen ackert Marcus („Schwabe Nummer 1“), röhrt (Rooooaaaarrrrr!!!) und schwenkt sein Haupthaar, dass es eine Freude ist. Die Leute gehen ab. Es wird heiss und stickig. Die ersten Damen fordern lautstark die Entkleidung des Frontmannes ein. Aber die schwäbische Killerplautze bleibt heute eingepackt: „Des willscht Du nett wirklich!“, kommentiert Schwabe Nummer 1 die (nebenbei bemerkt irgendwie sexistischen) Aufforderungen der weiblichen Fans (oder waren das Jungs, die da gerufen haben … OMG!).

Weiter geht’s mit Hard Times Coming (Roar) und Heart Of A Lion (Roar). Heart Of A Lion (inklusive dem animalischen „Roooaaaaaaarrrr!!!“) ist übrigens (als US Single Remix, whatever that means) auch auf Momentum zu hören. Sehr geiler Song. Gibt es auch als Video!

Dann wieder zurück zur Momentum: Spoke In The Wheel (hat nichts mit dem gleichnamigen Song von Black Label Society zu tun) und Shotgun Heart (auch dazu gibt es ein sehenswertes Video). Und da zeigt sich die echte Klasse der Band (und des willfährigen Publikums): Während andere Bands nur „Hey! Ho!“ mitsingen lassen, dürfen wir das mit einem komplexen Hauptsatz, gespickt mit sozialkritischen Elementen und geistreichen Nuancen praktizieren: „All I waaa…haant is just a shotgun heart!“ Da muss man erstmal drauf kommen … Aber schee wars scho.

Das Set entdet mit Do You Like The Dark (Roar), was alle Anwesenden ohne Abstriche bejaht haben. Dann war es leider auch schon vorbei. Da nützten auch unsere zaghaften Aufforderungen nach einer Zugabe nichts.

Aber was soll’s! Geil war’s! Hat tierisch Spaß gemacht. Die Songs sind richtig gute Nummern, die das Publikum von Anfang an mitnehmen – selbst, wenn man die Band nicht kennt (was wohl auf die meisten zutraf). Würde mich freuen, wenn Ihr mal wieder hier im Westen auftaucht. Wuppertal hat auch ein paar ganz nette Clubs, in denen man abrocken kann …

P.S.: Ich muss Euch noch was sagen, Jungs (ich weiss, das Ihr das lest): Nehmt Shadows Of The Sun in den vorderen Teil des Sets auf! Das ist einer Eurer stärksten Songs auf der Platte. Und auch Stranger Than Fiction ist eine Hammernummer. Beides stand (als Reserve?) auf Eurer Setlist. Schade, dass uns das entgangen ist.

P.S.2: Jetzt weiss ich auch wieder, wie die andere Band hieß: Kissin Dynamite! Ist aber eher was für Mädchen 🙂

Bild / copyright: Facebook-Seite von 20 Dark Seven.